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Risikofaktoren für Suizid

Suizidversuche können aus sehr unterschiedlichen Situationen heraus entstehen. Sowohl akute Krisen (z.B. Trennung, Liebeskummer, Kündigung, Schuld- oder Schamgefühle) wie auch langfristig bestehende Belastungen (z.B. physische oder psychische Erkrankungen) können dazu beitragen, dass eine Person unerträglichen psychischen Schmerz empfindet und deshalb Suizidgedanken hat.

Suizidgedanken können alle treffen

Suizidgedanken können in allen Lebensphasen vorkommen und betreffen alle Bevölkerungsgruppen. Zwar zeigen die Zahlen, dass sich Männer, Personen über 45 Jahren und allein lebende Menschen häufiger das Leben nehmen. Auch gewisse Persönlichkeitseigenschaften scheinen das Risiko für suizidales Verhalten zu beeinflussen. Aber sozio-demographische und persönliche Eigenschaften alleine werden dem komplexen Zusammenspiel von Faktoren, die zu einem Suizid führen können, nicht gerecht.

Aus der Forschung sind gewisse Risikofaktoren bekannt

Man weiss aus Untersuchungen, dass einige Umstände die Gefahr eines Suizids oder Suizidversuchs erhöhen. Diese Risikofaktoren sind:

  • Frühere Suizidversuche (über Jahre hinweg 40-mal höheres Risiko im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt)
  • Psychische Erkrankungen: insbesondere Depressionen (über 15-fach erhöhtes Risiko), aber auch Angsterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen, Schizophrenie
  • Entlassung aus einer stationären Therapie in der psychiatrischen Klinik
  • Missbrauch oder Abhängigkeit von Substanzen wie Alkohol und Drogen (ca. 4-fach erhöhtes Risiko)
  • Schwere körperliche Erkrankungen, besonders bei chronischen Schmerzen
  • Sexueller Missbrauch
  • Suizid oder Suizidversuch im eigenen Umfeld
  • Homosexuelle Orientierung, insbesondere bei Jugendlichen
  • Arbeitsunfähigkeit, Pensionierung
  • Kritische Lebensereignisse: z.B. Verlust eines Partners, Arbeitslosigkeit

Diese Risikofaktoren können auch zusammenhängen oder sich aufsummieren. Ein schweres Lebensereignis (z.B. Trennung, Todesfall, Konflikte) kann bei entsprechender Vorbelastung als Auslöser wirken. Aber auch eine zusätzliche, weniger offensichtliche, persönliche Gefühlsempfindungen (z.B. Schuld- und Schamgefühle, das Gefühl für andere eine Last zu sein) können suizidales Verhalten auslösen.

Neben Risikofaktoren gibt es auch Schutzfaktoren

Eine Person kann einzelne oder auch viele der oben genannten Risikofaktoren aufweisen, aber absolut nicht suizidgefährdet sein. Denn es gibt auch Schutzfaktoren. Dazu gehören beispielsweise Selbstvertrauen, soziale Kompetenzen, tragende Beziehungen, gute Strategien zur Problembewältigung, persönliche und berufliche Perspektiven, Religiosität usw.

Warnzeichen sind häufig

Man geht davon aus, dass etwa bei 80% der Suizidversuche eine Ankündigung vorausgeht. Das gibt den Angehörigen und Fachpersonen wie Ärztinnen und Ärzten, Lehrpersonen und Personalverantwortlichen die Chance, die Krisensituation zu erkennen und Unterstützung anzubieten. Mehr zu den Warnzeichen finden Sie hier.

Die Schuldfrage belastet Hinterbliebene

Wenn sich ein Mensch das Leben nimmt, beschäftigt die Zurückgebliebenen immer die Frage nach dem «Warum?» Sehr häufig haben sie Schuldgefühle und fragen sich, ob sie den Suizid nicht hätten verhindern können. Es kommt auch vor, dass ihr Umfeld Andeutungen in diese Richtung macht. Es ist wichtig zu wissen, dass man nie die Verantwortung für das Leben eines anderen erwachsenen Menschen übernehmen kann. Ein Suizid ist immer Folge von mehreren Ursachen und niemals die Schuld einer einzelnen Person. 

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